So alt und reich an Kunst und Kultur Griechenland ist, so reich ist es auch an lokalen Bräuchen und Sitten. Jede Region hat ihre ganz eigenen Besonderheiten – aber genau das ist es ja auch, was Griechenland immer wieder so spannend macht. Einige Besonderheiten gibt es jedoch, die Griechenland-Urlauber in jeder Region auf dem Städtetrip beachten sollten, wenn sie weiterhin in den Genuss der griechischen Gastfreundschaft gelangen wollen.
Die Griechen sind ein gastfreundliches, umgängliches Völkchen – solange man ihnen nicht eine Hand mit gespreizten Fingern entgegenstreckt, das gilt als große Beleidigung. Missverständnisse können auch bei scheinbar so unbedeutenden Sachen wie ja und nein aufkommen: Das deutsche Kopfschütteln für „nein“ ist der griechischen Geste für „ja“ ähnlich und auch wenn das Gegenüber „ne“ sagt, meint es eigentlich „ja“. Möchte man „nein“ sagen, bewegt man den Kopf nach oben und schnalzt zur Unterstützung ggfs. noch mit der Zunge.
Wer nun glaubt, ein gutes Essen verbinde, kann auch hier in Fettnäpfchen treten: Türkischer Kaffee heißt prinzipiell „griechischer Kaffee“, Süßigkeiten oder Getränke lehnt man der Höflichkeit halber nicht ab und wird im Restaurant bezahlt, erledigt das nur einer aus der Runde, der den Rechnungsbetrag dann auch nicht so genau nimmt und der Höflichkeit halber aufrundet (natürlich im Wissen, dass der Kellner das nächste mal abrunden wird). Wollen Sie sich mit Ihren neuen griechischen Freunden zum Abendessen verabreden, belästigen Sie sie am besten nicht vor 18.00 Uhr – bis dahin gilt nämlich insbesondere im Sommer die Mittagsruhe.
Eines der absoluten Highlights des Winters ist vielerorts Apokriés, die griechische Variante des Karnevals. Am ausgelassensten dauert der Karneval in Patras: Hier feiern rund 50.000 Karnevalisten für geschlagene zwei Monate. Wie auch in Deutschland finden in Griechenland große Festumzüge mit verkleideten Menschen statt. Zudem wird in einigen Gegenden die Vogelscheuche „Karnavalos“ durch den Ort getragen und am Abend verbrannt. Übrigens: Am Rosenmontag lässt man traditionell Drachen steigen.
Für Besucher, die in Griechenland überwintern, ist es besonders interessant, was sich rund um Weihnachten und Silvester hier abspielt – die Griechen haben in dieser Zeit nämlich ihre ganz eigenen Sitten und Gebräuche.
Weihnachten beispielsweise feiert man in Griechenland am 25. Dezember – was aber zumindest der Tradition nach nicht bedeutet, dass es dann auch Geschenke gibt. Die bringt der heilige Vassilius traditionell erst zu Silvester (in modernen Familien erbarmt er sich aber und kommt schon früher). Schon am 24. Dezember ist es alles andere als ruhig und besinnlich: Dann ziehen Kinder mit Trommel und Glocken von Haus zu Haus, singen Glück bringende Kalanda (Lobgesänge) und erwarten dafür kleine Geschenke. Da sich zu dieser Zeit dem Aberglauben nach Kobolde herumtreiben, brennt 12 Nächte lang ein Weihnachtsfeuer. Das Fest selbst verbringt man im Kreise der Familie – mit einem gefüllten Truthahn als kulinarischem Höhepunkt.
Weihnachtsgeschenke gibt es in Griechenland erst am Silvesterabend – der heilige Vassilius legt sie vor das Bett. Damit alle in der Familie im nächsten Jahr Glück haben, sitzt man an diesem Abend gern bei Glücksspielen zusammen und verspeist einen Kuchen, in den eine Münze eingebacken ist – für noch mehr Glück.
Das Kreuz spielt am 5. und 6. Januar eine wichtige Rolle: Nach der Liturgie in der Kirche am 5. Januar gehen die Priester mit dem geweihten Kreuz und Weihwasser von Haus zu Haus und segnen alle Bewohner, Häuser und Geschäfte. Damit nicht genug wirft der Priester am 6. Januar ein goldenes Kreuz ins nächste Gewässer, das damit auch geweiht wird. Hier sind nun die jungen Männer des Ortes gefragt: Sie springen dem Kreuz ins lausig kalte Wasser hinterher, um es wieder nach oben zu befördern. Wer es schafft, erhält nicht nur einen besonderen Segen, sondern bei seinem Zug von Haus zu Haus im Anschluss auch reichlich Ouzo, Gebäck und Taschengeld.