Spanien

Die Spanier sind ein lebensfrohes Völkchen, das oft und gern feiert – und genau das beweisen sie auch mit zahlreichen Festen und Bräuchen, die sie über das Jahr verteilt zelebrieren. Neben dem San-Antón-Fest im Januar (bei dem die Haustiere gesegnet werden) und der alljährlichen Stierhatz in Pamplona sind es vor allem der spanische Karneval und das Frühlingsfest in Valencia, die besondere Aufmerksamkeit verdienen.

Bei uns ist Spanien zwar nicht unbedingt als Karnevals-Land bekannt – das närrische Treiben kennt und schätzt man aber auch hier. Im ganzen Land finden im Februar Karnevalsfeiern und Umzüge statt, wobei in jeder Stadt oder Region einige Besonderheiten zutage treten. Als Karnevalshochburgen gelten u.a. Teneriffa, wo jedes Jahr rund 20.000 kostümierte Karnevalisten in prachtvollen Umzügen die Straßen unsicher machen, und Cádiz, wo man den drittgrößten Karneval der Welt mit Flamenco und Sambarhythmen feiert.

Ein besonderes Schauspiel bietet sich u.a. in der Karnevalshochburg Pego (Provinz Alicante): Hier findet die Beerdigung der Sardine (El entierro de la sardina) statt, übrigens auch Thema eines Gemäldes von Francisco de Goya. Am Aschermittwoch wird eine riesige, meist bunt geschmückte Fischfigur aus Pappmaché oder einem anderen brennbaren Material unter allerlei Schabernack und in Begleitung der „Trauergäste“ zu einem zentralen Platz oder ans Meer gebracht und dort mitten in der Nacht in einer großen Zeremonie verbrannt. Eine ganz ähnliche Tradition gibt es beispielsweise auch in Murcia: Hier wird am Vorabend der Verbrennung allerdings noch das „Testament der Sardine“ verlesen.

Figuren aus Pappmaché spielen auch beim traditionellen Frühlingsfest von Valencia eine wichtige Rolle. Den ganzen März über finden überall in der Stadt zahllose Veranstaltungen in den verschiedenen Vierteln rund um das Thema Frühling statt. Der Höhepunkt der Feiern liegt jedes Jahr zwischen dem 15. und 19. März: Dann verbrennt man hier zum Teil haushohe Gestalten aus Holz und Pappmaché, die fallas – unter lautem Donner unzähliger Feuerwerke und mit musikalischer Unterstützung bekannter Popstars.

Spanier sind wie viele Südländer für ihr heißes Temperament und ihre Fähigkeit, sich in Sekundenschnelle in eine neue Frau zu verlieben berühmt-berüchtigt – zugegeben, da spielen auch ein paar Vorurteile hinein. Aber an jedem Vorurteil gibt es auch einen Funken Wahrheit: Ihr Temperament beweisen die Spanier (aber auch tausende Besucher aus der ganzen Welt) beispielsweise zur Tomatina und in Sevilla lasen sich ganz eigene Zeugen ewiger Liebe bewundern.

La Tomatina ist ein Festival, das mittlerweile ebenso bekannt ist wie die traditionelle Stierhatz durch Pamplonas Innenstadt. Jedes Jahr am letzten Mittwoch im August findet in Buñol nahe Valencia, eine große Tomatenschlacht statt. Nicht nur viele Menschen aus Spanien, sondern Tausende von Besuchern aus aller Welt strömen zu diesem Ereignis in die Stadt. Um Punkt 11 Uhr mittags beginnt das große Tomatenwerfen – zum Einsatz kommen dabei regelmäßig rund 90.000 Pfund der überreifen roten Früchte. Nach einer Stunde ist die ganze Innenstadt von Tomatenmatsch bedeckt – und die Besucher zeugen sich seltsam glücklich darüber, dass sie es ebenfalls sind.

Rund um die Tomatina befindet sich Buñol etwa eine Woche lang in Ausnahmezustand: Wer nicht an Wettkämpfen wie dem offiziellen Paella-Wettkochen oder dem Schinkenstürmen teilnehmen will, hat immer noch die Wahl zwischen zahlreichen Konzerten, Paraden, Tanzveranstaltungen und Feuerwerk.

Wer bei einem Besuch Sevillas im Süden Spaniens über die Brücke Isabel II („Triana-Brücke“) spaziert, wird eine seltsame Entdeckung machen: Die Eisenbrücke über den Fluss Guadalquivir, die das Viertel Triana mit Sevilla verbindet, hängt voller Vorhängeschlösser.

Offenbar hatten sich Studenten vor Jahren durch einen Film inspiriert gefühlt und zum Zeichen ewiger Liebe ein Vorhängeschloss an der Brücke befestigt und den Schlüssel in den Fluss geworfen. Aus dem einen Schloss sind mittlerweile so viele geworden, dass die Stadt regelmäßig mit dem Bolzenschneider anrücken muss – zur Freude der örtlichen Verkäufer von Vorhängeschlössern…

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