Italien

Italien ist und bleibt eines der beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Schließlich ist es schnell und gut erreichbar und bietet trotzdem das Quäntchen Abenteuer, das den Alltag vergessen lässt. Dazu tragen auch die vielen kleinen Kuriositäten bei, die jede italienische Stadt, jedes Dorf so einzigartig und liebenswert machen. So wie der Karneval von Ivrea oder die kulinarischen Spezialitäten von Terracina.

Der Karneval von Venedig ist eines der bekanntesten Feste der Welt und Grund dafür, dass die Lagunenstadt jedes Jahr zur Faschingszeit aus allen Nähten platzt. Aber wussten Sie eigentlich, dass man den Karneval in Italien auch ganz anders feiern kann? Das beste Beispiel dafür ist Ivrea: Das kleine Städtchen im Piemont ist alljährlich Schauplatz des wohl seltsamsten Karnevals Italiens. Statt fantasievoller Kostüme wie in Venedig oder satirischen Festwagen wie in Viareggio findet man hier die größte Apfelsinenschlacht Italiens, die Bataglia delle arance.

An der Schlacht in der Innenstadt von Ivrea nehmen neun Mannschaften gegen vierzig von prachtvoll geschmückten Pferden gezogene Wurfwagen teil. Schutznetze ermöglichen es, dass die Zuschauer zwar ihren Spaß haben, aber nicht ernsthaft verletzt werden. Fünftausend Zentner Apfelsinen werden extra aus Sizilien und Kalabrien angefahren. Und wozu das Ganze? Die Apfelsinenschlacht geht angeblich auf wahre Ereignisse zurück. Die wehrhaften Einwohner der Kleinstadt in Norditalien protestierten zuerst mit Bohnen-Geschossen gegen die Herrschaft Barbarossas und später mit Orangen gegen die napoleonischen Heere.

Die Hafenstadt Terracina gelangte in den 1980ern zu besonderem Ruhm in Deutschland: Sie war Schauplatz der Satire „Man spricht deutsch“, die die Marotten deutscher Italien-Urlauber sehr treffend aufs Korn nahm, dabei aber auch die italienischen Gepflogenheiten spitz illustrierte. Bis heute begegnet man in Terracina diesem Film mit charmanter Ironie: Immer noch findet man hier neben köstlichen lokalen Spezialitäten auch „Würstl con Krauti“ oder eine Pizza mit Kartoffeln und Kraut speziell für deutsche und österreichische Gäste.

Mailand und Venedig sind Großstadtmetropolen in Norditalien, die schon zahlreiche Urlauber in ihren Bann ziehen konnten. Allerdings sollten sich Touristen auf einer Reise durch das Land der Pasta und Pizza nicht auf den Norden versteifen. Schließlich haben auch die anderen Teile der Republik eine Menge zu bieten.

Viele Süditaliener legen großen Wert auf Traditionen und geben diese bewusst an ihre Kinder weiter. Im Urlaub auf Sizilien oder Kalabrien fällt es oftmals auf, dass mehrere Personen aus einer Familie dieselben Vornamen haben. Es kommt häufig vor, dass der erstgeborene Sohn den Vornamen seines Großvaters väterlicherseits erhält, während der zweite Sohn nach dem Vater seiner Mutter benannt wird. Die erstgeborene Tochter wird auf den Vornamen der Mutter ihres Vaters getauft, und ihre jüngere Schwester erhält den Vornamen der Großmutter mütterlicherseits.

In Süditalien ist ein üppiges Mittagessen nicht die Regel. In den Sommermonaten ist es sehr heiß, und die Menschen lassen es sich lieber bei gemäßigten Temperaturen schmecken. Deshalb gilt das Abendessen als Hauptmahlzeit in den südlichen Teilen des Landes. Der erste Gang kommt gegen 20 Uhr auf den Tisch. Die Esskultur der Süditaliener gleicht nicht nur bei besonderen Anlässen einem Festmahl. Sie essen nicht schnell und hastig, sondern lassen sich bewusst etwas mehr Zeit für ihre Mahlzeiten. Das Essen wird in mehreren Gängen serviert, und die Menschen trinken am liebsten Wasser und Wein. Sie unterhalten sich mit den anderen Familienmitgliedern, sind fröhlich, lachen und singen auch manchmal nach dem Essen.

Wer Süditalien entdecken möchte, ist mit einem Kurs in Italienisch sicherlich gut beraten. Allerdings sollten sich die Urlauber darüber bewusst sein, dass die meisten Einwohner der süditalienischen Regionen nicht das klassische Italienisch sprechen, sondern sich eher in Dialekten ausdrücken. Kampanisch, Kalabrisch und Sizilianisch sind die Dialekte, die im Süden der Apenninhalbinsel gesprochen werden.

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