Finnland

Finnen haben im Allgemeinen eine Schwäche für Kuriositäten und Absurditäten und so wundert es kaum, dass auch ihre Sitten und Bräuche zuweilen – ja, besonders – auf Finnland-Besucher wirken können. Bei allem Kopfschütteln sollten Sie in Finnland nie vergessen: Ist im Zweifelsfall alles nur ein Spaß.

In Finnland gibt es das ganze Jahr über eine Reihe von Festen und Veranstaltungen, die durchaus sehenswert sind – weil sie einfach Spaß machen. Beispiele dafür sind etwa der Bankdrückertag oder Vappu. Der Bankdrückertag ist für alle Abiturienten ein besonderer Tag: Für sie stehen nur noch die Prüfungen an. Das muss gefeiert werden – u.a. mit witzigen Veranstaltungen, Streichen und einer großen Party am Abend. Vappu dagegen ist der höchste Feiertag finnischer Studenten (und gesetzlicher Feiertag): Immer am 1. Mai feiert man hier den Frühling, die Arbeiter und die Studenten – ausgiebig und garantiert feucht-fröhlich.

Die meisten Studenten tragen an diesem Tag ihren Studentenoverall, die offizielle Partybekleidung von Studenten in Nordeuropa. Jede Fakultät und Universität hat ihre eigenen Vappu-Regeln und Besonderheiten, die von Streichen über „Taufen“ bis hin zu Märschen und Konzerten reichen.

Die Sauna spielt in Finnland eine so große Rolle, dass sie einen eigenen Feiertag hat (den zweiten Sonnabend im Juni) und selbst bei der finnischen Armee in Form einer Zeltsauna nicht fehlt. Aber wussten Sie eigentlich, dass man in Finnland auch häufig auf das Hakenkreuz-Symbol trifft? Es symbolisiert allerdings keineswegs eine rechte Gesinnung, sondern ist ein altes keltisches Runenzeichen. Und das findet man sogar auf der Standarte und Amtskette des Präsidenten.

Den Begriff Sisu kann man schwer übersetzen: Er bezeichnet eine angebliche mentale Eigenschaft der Finnen, die sie besonders stark und erfolgreich werden lässt. Sisu ist eine Art Mythos, mit dem sich die Einwohner Finnlands stark identifizieren. Immer wenn jemand eine scheinbar unlösbare Aufgabe löst oder in letzter Minute durch einen beinahe unmenschlichen Kraftakt triumphiert, ist nach Ansicht der Finnen Sisu im Spiel.

Den Finnen wird oftmals nachgesagt, sie seien schweigsam, melancholisch und nicht unbedingt das, was man gemeinhin als lebensfroh bezeichnen könnte. Dass das alles nur bedingt auf sie zutrifft, beweisen sie jedoch immer wieder aufs Neue mit ihrem Humor und ganz besonderen Veranstaltungen.

Finnen haben durchaus Humor, auch wenn der meist so trocken ist, dass Nicht-Finnen ihm oftmals nicht allzu viel abgewinnen können. Wer selbst zu trockenem Humor neigt, wird in Finnland aber viel Spaß haben: Die oft so reservierten Finnen tauen im Familien- und Freundeskreis meist ganz schnell auf und erzählen sich Witze, dass die Bäuche wackeln.

Berühmt-berüchtigt sind die Finnen für ihre Vorliebe für Skurriles, Ungewöhnliches, das so seltsam ist, dass man eigentlich nur lachen kann. Gute Beispiele dafür findet man übrigens im finnischen TV, aber auch in finnischer Literatur und in finnischen Filmen wie beispielsweise in denen des Kult-Regisseurs Aki Kaurismäki. Bekannt sind die Finnen übrigens auch für ihr Talent, die seltsamsten, haarsträubendsten Ideen in die Tat umzusetzen – und davon dann ganz nebenbei zu berichten.

Ihren Hang zu Melancholie verbergen die Finnen trotz aller Lebensfreude nicht – ganz im Gegenteil. Am besten zelebrieren lässt sie sich beim finnischen Nationaltanz, dem Tango. Je herzzerreißender die Texte und Melodien, je trauriger das Lied, desto glücklicher sind sie. Besonders gut lässt sich das beim Tangomarkt in der Kleinstadt Seinäjoki beobachten, neben Buenos Aires eine der führenden Tangostädte der Welt (was auch schon wieder für den finnischen Humor spricht). Einmal im Jahr trifft man sich hier zum Tangofestival, zum gemeinschaftlichen Tanzen, Schmachten, Leiden und Glücklichsein. Getanzt wird unter freiem Himmel und weil die Sonne kaum untergeht im Juli, tanzt man mehrere Tage fast am Stück. Einen Dresscode gibt es übrigens nicht, wohl aber eine Verhaltensregel: Wer zum Tanzen aufgefordert wird, muss tanzen.

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