Bali gilt als Inbegriff einer Trauminsel und tatsächlich bietet das indonesische Eiland jede Menge Traumstrände, Gastfreundschaft und exotische Sehenswürdigkeiten. Wer Land und Leute etwas besser kennen lernen will, sollte sich jedoch zuvor über Sitten und Bräuche informieren – sonst droht ein Fettnapf nach dem anderen.
Sowohl Köpfe als auch Füße haben in Asien und damit auch auf Bali eine besondere Bedeutung: Der Kopf gilt als Sitz des Selbst, der Seele und ist damit praktisch heilig. Insofern ist es eine absolute Ungeheuerlichkeit, beispielsweise einem Kind übers Haar zu streichen. Die Füße dagegen sind praktisch der Gegenpart zum Kopf, sie gelten ähnlich wie die linke Hand als unrein. Konsequenterweise gilt demnach auch alles, was von Füßen berührt wird, als unrein. Ein großer Fauxpas ist es daher, einem Anderen auf den Fuß zu treten, ob versehentlich oder nicht spielt keine Rolle. In solch einer Situation gibt es nur eines: Eine ausgiebige Entschuldigung. Beim Sitzen sollte man darauf achten, dass die Fußsohlen nie zu anderen zeigen – das wäre eine grobe Beleidigung. Im Regelfall zieht man die Schuhe aus, bevor man Privathäuser, Tempel und ähnliche Gebäude betritt.
Während die Deutschen oftmals in erster Linie essen um satt zu sein, hat das Essen auf Bali einen ganz anderen Stellenwert. Essen ist Andacht, Speisen werden regelmäßig geopfert und zu rituellen Zwecken zubereitet. Wer einmal einen Blick auf die liebevoll angerichteten Kunstwerke aus Blumen und Obst an Tempeln oder besonderen Plätzen geworfen hat weiß, wie viel Sorgfalt die Balinesen darauf verwenden.
Wer zum Essen eingeladen wird, sollte der Höflichkeit halber etwas zu spät kommen. Beim Betreten des Hauses gilt es, nicht auf die Türschwelle zu treten – das bringt Unglück. Insbesondere in ländlichen Gebieten essen Frauen und Männer getrennt. Dabei darf die linke Hand maximal unterstützend zum Einsatz kommen. Übrigens: Essstäbchen legt man immer neben der Schale ab – auf keinen Fall darf man sie senkrecht in den Reis stecken!
Balinesen sind extrem höflich und gastfreundlich, was ein Grund dafür ist, dass einige Hotels und Wellness-Tempel Balis zu den besten der Welt zählen. Wer ebenfalls höflich sein will, vermeidet es am besten, seine Arme vor der Brust zu verschränken oder sie in die Hüften zu stemmen – das gilt als überhebliche, arrogante Geste; das sollten Bali Reisende beachten. Übrigens ist es auch ein Akt der Höflichkeit zu lügen: Wer lügt, damit jemand sein Gesicht wahren kann, hat für Harmonie gesorgt, was deutlich wichtiger ist als die Wahrheit zu sagen.
Den Bewohnern Balis ist viel daran gelegen, mit ihren Göttern in Harmonie zu leben. Schließlich haben sie in den letzten Jahrhunderten leidvoll erfahren müssen was passiert, wenn insbesondere die Dämonen, Ungeheuer, Hexen und Geister sauer werden: Dann wackelt die Erde, sie spuckt Feuer und das Meer versucht, das Land zu verschlingen.
Auf Bali versucht man auf zwei Arten, in Harmonie zu leben: Indem man die Guten um Beistand bittet und die Bösen besänftigt. Aus diesem Grund findet man beispielsweise an möglichen Konfliktpunkten wie Straßenkreuzungen oder Brücken, aber auch vor Geschäften Opfergaben aus Bananenblättern, Reis und Blüten. Wer besonders besänftigen will, legt auch noch Süßigkeiten, Früchte oder Zigaretten dazu. Tiere dürfen sich an diesen Opfergaben vergreifen – Menschen aber auf gar keinen Fall!
Die schlimmsten Hexen und Dämonen gibt es dem Aberglauben nach im Meer und in der Nacht. Sie müssen jeden Tag besänftigt werden. Um auf Nummer sicher zu gehen, hält man sie darüber hinaus mit Feuer (gegen die Dunkelheit der Nacht) und mit Tempeln (direkt am oder im Meer) in Schach. Wer sich ein Bild von den guten und bösen Mächten auf Bali machen will, braucht sich nur die vielfältigen Masken und Aufführungen anzusehen, die das Leben und Wirken der Götter, Geister und Dämonen eindrücklich illustrieren.